Ines Schwarzbauer
Die Klassische Homöopathie wurde vor 200 Jahren von dem deutschen Arzt und Chemiker Dr. Samuel Hahnemann entwickelt und wird von Ärzten und Heilpraktikern in allen Ländern der Welt praktiziert. Ihre Anwendung innerhalb der Kinderheilkunde erfreut sich auch hierzulande immer größerer Beliebtheit, da die homöopathische Therapie als sanft gilt, also harmlos im Sinne von ungiftig und frei von Nebenwirkungen.
Weniger bekannt ist allerdings, wie kraftvoll und tiefgreifend ihre Wirkungen sind. Ein gut gewähltes homöopathisches Arzneimittel ist in der Lage umfassend und anhaltend in den Organismus einzugreifen und dessen Selbstheilung anzuregen. Der Wirkmechanismus ist nicht wie beim Einsatz herkömmlicher Medikamente chemischer Natur, sondern ursächlich. Chronische (anhaltende und fortschreitende) Krankheiten sind dadurch gekennzeichnet, dass die dem Organismus innewohnenden Selbstheilungsbemühungen nicht greifen. Auch wiederkehrende Symptome sind aus homöopathischer Sicht uneffektive Selbstheilungsbestrebungen eines geschwächten Organismus, der wiederholte vergebliche Versuch einen hartnäckigen Defekt zu überwinden. Eine chemische Behandlung kann eine akute Linderung und Erleichterung der Beschwerden bewirken, die Erkrankung als solche bleibt jedoch unangetastet im Untergrund bestehen. Von dort aus meldet sie sich regelmäßig wieder und das Kind beginnt zu „kränkeln“.
Zu beobachten ist auch, dass sich ein Krankheitsprozess schließlich auf andere, meist lebenswichtigere Organsysteme verlagert. Aus lästigen Bagatellerkrankungen an Hals, Nase und Ohren werden schließlich handfeste Bronchialerkrankungen, das juckende Ekzem weicht der chronischen Darmbesiedelung mit unliebsamen Pilzen und Bakterien und entsprechenden Beschwerden. Die veränderte Symptomatik wird als „neue“ Krankheit interpretiert und wiederum chemisch bekämpft.
Die Wahrnehmung des erkrankten Organismus als komplexes belebtes Gefüge von Ursachen, Wirkungen und Wechselwirkungen, ungetrennt von Emotion und Geisteshaltung wird uns erlauben neue Wege zu beschreiten.
Ergänzend zu schulmedizinischen Maßnahmen oder als alleinige Therapie hat sich die homöopathische Behandlung in vielen Bereichen der Kinderheilkunde bewährt. Chronisch verlaufende Haut-, Atemwegs- und Verdauungsbeschwerden sind typische Behandlungsfelder. Psychogene Störungen im Kindes- und Jugendalter wie Angst, Aggression, Ess-Störungen, Depression, Tics oder rituelles Verhalten sind Gegenstand der klassisch homöopathischen Therapie. Auch Kinder mit Entwicklungsstörungen profitieren vom Einsatz homöopathischer Arzneien.
Homöopathische Arzneimittel werden einzeln und individuell verordnet. Es gibt kein Allheilmittel für diese oder jene Diagnose. Der homöopathisch arbeitende Behandler muss das Kind in seinem komplexen Krankheitszustand erfassen, das bedeutet, dass nicht nur die lokalen Symptome, sondern alle körperlichen, geistigen und emotionalen Besonderheiten in der Fallaufnahme berücksichtigt werden, um die passende wirksame Arznei auszuwählen. Das erfordert ein sorgfältiges professionelles Vorgehen und die Bereitschaft der Eltern mitzuwirken.
Die Behandlungsdauer und der Erfolg hängen von mehreren Faktoren ab: Von der Erfahrung des Behandlers, der Mitarbeit des Patienten und selbstverständlich vom Schweregrad der Erkrankung. Möglicherweise sind zunächst stabilisierende chemische (Notfall-)Medikamente oder ein operativer Eingriff notwendig. Aber nicht immer. Ein originales, unverstelltes Krankheitsgeschehen erfordert meist die einfachere Behandlungsstrategie. Hat sich die Symptomatik z.B. infolge einer Mandeloperation verlagert oder durch Medikamentenwirkungen oder Nebenwirkungen verändert, ist erfahrungsgemäß mehr Geduld und Mühe erforderlich.
Der „homöopathische“ Behandlungserfolg zeichnet sich durch wiedererlangtes Wohlbefinden aus, nach Möglichkeit durch Medikamentenfreiheit, durch neue Entwicklungsschritte und mehr Entwicklungschancen für das Kind, sowie die dauerhafte Erhaltung seiner Gesundheit.
Weitere Informationen und Beratung:Aktualisiert: 3.11.2016 10:53